Auf Grundlage der Shell und Sinus Jugendstudien kommt Prof. Dr. Klaus Hurrelmann zu dem Ergebnis, dass bei den heutigen Jugendlichen „eine auffällig pragmatische Grundstimmung im Blick auf ihre eigene persönliche Zukunft vorherrscht“. Sie spüren und nutzen die großen Freiheiten in Punkto Medien, Mode, Musik, Unterhaltung, Freizeit und Beziehungen. Allerdings versetzt sie der zumeist spätere Berufseinstieg zusehends in einen „unfreiwilligen sozialen »Wartestand«“, dem sie mit verstärkten Bildungsinvestitionen begegnen. Den heutigen Jugendlichen sind die Anforderungen der Leistungsgesellschaft bereits in ihrem schulischen Werdegang präsent. Dem harten Wettbewerb um gesellschaftliche Positionen stellen sie ein Streben „nach Harmonie in sozialen Beziehungen und einem festen Netzwerk, das Halt und Zugehörigkeit verspricht“ gegenüber. Noch nie war die Bindung an das Elternhaus so wichtig für junge Menschen wie heute, so der Autor. Bei der Frage nach dem persönlichen Glauben antworten immerhin 26%, sie glaubten an einen persönlichen Gott (vgl. hierzu 16. Shell-Jungendstudie 2010). Ein weiteres übereinstimmendes Ergebnis der Studien bezieht sich auf die Anforderungen von Freizeit, Konsum und Medien. Hier berichtet Hurrelmann, dass die Mehrheit der Jugendlichen diese Herausforderungen souverän bewältigt.
Insgesamt stehen die Jugendlichen traditionellen politischen Parteien sehr distanziert gegenüber und versuchen eher Einfluss über direkte soziale und politische Kontakte, hier auch über die Nutzung der Neuen Medien, zu gewinnen. Als zentrale Werte sehen die Jugendlichen hier Transparenz und Informationsfreiheit in allen öffentlichen Angelegenheiten. Im Bezug auf die heutige „Kindergeneration“ weist der Jugendforscher Hurrelmann in seinem Beitrag für die Zeitschrift PÄDAGOGIK darauf hin, dass die heutigen Sechs- bis Zwölfjährigen noch politischer Denken und noch vertrauter im Umgang mit den Neuen Medien sein werden (World Vision 2007, 2010). Abschließend zeigt er in seinem Artikel die wachsende Zahl von jungen Männern auf, die mit den Leistungsanforderungen und komplexen sozialen Erwartungen in unserer Gesellschaft überfordert sind und als besondere Unterstützung benötigen würden. Zumeist stammten diese „Bildungsverlierer“ aus sozial benachteiligten Elternhäusern, die zur Hälfte einen Zuwanderungshintergrund haben.
Die Zeitschrift PÄDAGOGIK wird in ihren kommenden Ausgaben vertiefend auf die Lebenswelt von jungen Menschen in Deutschland eingehen. U.a. informiert sie über folgende Aspekte: Welche Wertvorstellungen haben Jugendliche heute? Wie ist ihr Verhältnis zur Sexualität? Wie nutzen sie die modernen Kommunikationsmedien?
An dieser Stelle möchte ich Ihnen die Serie in regelmäßigen Abständen vorstellen und Sie über aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse im Hinblick auf die heutige Jugend informieren.