Das Themenfeld Liebe – Freundschaft – Sexualität ist fester Bestandteil des Bildungsplans und bietet die Chance, ein Phänomen anzusprechen, mit dem viele Jugendliche sehr früh in Kontakt kommen: Sexualität und Pornographie im Internet. Die empirischen Daten, so der Autor Dr. Uwe Sielert, Professor für Sozialpädagogik an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, in der Zeitschrift Pädagogik 3/13, zeigen deutlich, dass Jugendliche aufgrund ihrer früheren körperlichen Geschlechtsreife auch deutlich früher sexuell aktiv sind als noch vor 30 Jahren. Beispielsweise hatten 1980 von den 17-Jährigen Jungen nur 38% der Jungen und 56% der Mädchen bereits Geschlechtsverkehr gehabt, 25 Jahre später jedoch 66% der Jungen und 73% der Mädchen. Dieser Trend ist in den letzten 10 Jahren allerdings leicht rückläufig. Auffallend ist die Annäherung der beiden Geschlechter in Punkto Sexualität. Waren die Mädchen lange Zeit früher aktiv, nähern sich diese Werte zwischen den Geschlechtern immer stärker an. Diese frühe Sexualität spielt sich aber in hohem Maße im Rahmen einer festen Partnerschaft ab, die durch einen klaren Beziehungsanfangs- und Endpunkt markiert ist.
Ein deutlicher Unterschied ergibt sich im Hinblick auf die Einstellung zur Sexualität zwischen Mädchen und Jungen. „Mädchen betonen hochprozentig Sicherheit, Verantwortung und Kontinuität, während sich Jungen lockerer, unkonventioneller und lustbetonter zur Sexualität äußern“. Eltern, so der Autor, räumen der Sexualität ihrer Kinder immer mehr Freiräume ein und stehen zur Aufklärung zur Verfügung. Wichtigste Kontaktperson bleiben allerdings Pädagogen, die als externe Wissensvermittler von Dreiviertel der Jugendlichen in ihrer Bedeutung hoch eingeschätzt werden. Diese Tendenz ist seit Jahren steigend. Im Hinblick auf das Thema Pornographie kommt der Autor zu dem Schluss, dass eine pornographische Verwahrlosung nach Datenlage „deutlich zurückgewiesen“ werden muss. Zwar konsumieren Jungen deutlich mehr pornographische Inhalte als Mädchen, die meisten Jugendlichen sind aber sehr wohl in der Lage sich kritisch mit Pornographie auseinanderzusetzen und übernehmen das in Pornos dargestellte Sexualskript „aber nicht völlig“. Die überwiegende Mehrheit bringt aus seiner Kindheit eine »Lovemap« mit, die eigene Haltungen und Einstellungen beinhaltet. Hardcore-Pornographie wird von beiden Geschlechtern übereinstimmend abgelehnt und spielt für die sexuelle Identifikation keine Rolle. Verwahrlosungserscheinungen in sexueller Hinsicht sind Einzelfälle und gehen zumeist mit einer sozioökonomischen Notlage und familiären Bindungsproblemen der Jugendlichen einher.
Empfohlen sei an dieser Stelle das ZDF Format 37 Grad „Generation Porno“ (28 min) und der Film von Barbara Müller „Sex im Internet – Kinder schauen Pornos, Eltern schauen weg“ (41 min), die sich eingehender mit dem Thema auseinandersetzen und Jugendliche in ihrer Lebenswelt zu Wort kommen lassen.