GLOBAL gefordert – Der Mensch in der Verantwortung
Vom 26. bis 28. November 2014 findet im Bildungshaus St. Bernhard in Rastatt die diesjährige Jahrestagung der katholischen Religionslehrkräfte in der Erzdiözese Freiburg statt. Unter dem Motto GLOBAL gefordert – Der Mensch in der Verantwortung werden die Tagungsteilnehmer Vorträge von Msgr. Professor Dr. Peter Schallenberg (Gegen die Globalisierung der Gleichgültigkeit), Professor em. Dr. Peter Graf (Verantwortung als Ant-wort der Religion auf den Prozess der Globalisierung) und Dr. Wolfgang Kessler (Anderes Wirtschaften/ global – nachhaltig – gerecht) hören und sich über die Inhalte austauschen können. Daneben bieten sieben Arbeitskreise die Möglichkeit zur Vertiefung der Inhalte und kollegialem Austausch.
Gegen die Globalisierung der Gleichgültigkeit
Ethik im Zeitalter der Globalisierung ist ein knappes Gut. Unterschiedliche Wertvorstellungen und Kulturen prallen aufeinander. Da ist es gut, sich über die ethischen und anthropologischen Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft zu vergewissern. Dies geschah seitens der Katholischen und Evangelischen Kirche in Deutschland mit Hilfe einer „Ökumenischen Sozialinitiative“, in der Werte wie auch Desiderate der Sozialen Marktwirtschaft erörtert werden. Wenn Papst Franziskus in seinen Apostolischen Schreiben „Evangeli Gaudium“ mit Blick auf die globale Wirtschaftsordnung den markanten Satz prägt: „Diese Wirtschaft tötet“, ist ein Dialog über die Wertgrundlagen unserer Wirtschaft angesagt.
Zur Person:
Prof. Dr. theol. Peter Schallenberg, Jahrgang 1963, hat seit 2008 den Lehrstuhl für Moraltheologie und Ethik an der Theologischen Fakultät Paderborn inne. Nach dem Abitur studierte er Theologie und Philosophie an der Theologischen Fakultät Paderborn sowie an der Pontificia Università Gregoriana und im Collegium Germanicum et Hungaricum in Rom. Nach Priesterweihe 1988, Lizenz in Moraltheologie an der Gregoriana 1989 und Promotion 1991 im Collegium Teutonicum am Campo Santo in Rom (Titel der Dissertationsschrift: „Die Entwicklung des theologischen Naturrechtes in der späten Neuscholastik des deutschen Sprachraumes“) wurde er 1997 Direktor der St.-Klemens-Kommende (Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn) in Dortmund.
Im Januar 2003 folgte die Habilitation an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster mit dem Thema „Liebe und Subjektivität. Das Gelingen des Lebens im Schatten des „amour pur“ als Programm theologischer Ethik“, 2004–2009 dann die Professor für Moraltheologie und Christliche Sozialwissenschaften an der Theologischen Fakultät Fulda. Während dieser Zeit war er auch als Studentenpfarrer der Kath. Hochschulgemeinde tätig. Seit 2010 ist er Direktor der Katholisch-Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle Mönchengladbach, in dessen Mittelpunkt die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit sozialen und gesellschaftspolitischen Fragen auf der Grundlage der Katholischen Soziallehre und Christlichen Sozialethik steht. Darüber hinaus ist er seit 2011 Mitglied der Kommission „Sozialpolitik und Gesellschaft des Deutschen Caritasverbandes“ sowie seit 2012 Geistlicher Beirat des Bundesverbandes der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz. Er ist Mitautor der Schrift: „Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft“ (=Gemeinsame Texte 22) vom 28.02.2014.
Verantwortung als Ant-wort der Religionen auf den
Prozess der Globalisierung
Migration und Globalisierung führen derzeit Länder und Gesellschaften in tiefgreifende Konflikte, ja in die Sackgasse des Krieges. Für Europa, das in der Zeit Martin Bubers kulturell in Flammen stand, hat der Philosoph eine Haltung der Verantwortung entworfen. Die Bedeutung dieses bis heute gültigen Konzepts des Dialogs wird auf vier Ebenen vorgestellt:
1. Sozialisation in Zeiten des Wandels und Interkulturelle Erziehung als Befähigung, kulturelle Differenz zu verarbeiten;
2. die Anthropologie Martin Bubers als Selbstfindung in der Begegnung mit anderen;
3. das dialogische Prinzip Martin Bubers als Haltung gegenseitiger Verant-wortung ohne Exklusion;
4. die theologische Bedeutung einer inneren Haltung der Verantwortung aus dem Glauben im Verhältnis zu Lehre und Gesetz.
Zur Person:
Peter Graf, Jahrgang 1943, studierte Katholische Theologie in München und Lyon mit den Abschlüssen Synodale (Priesteramt) wie Staatsexamina in Romanistik und Germanistik 1973, Promotion in Romanischer Philologie 1975 und Habilitation in Erziehungswissenschaften an der Universität München (1986). 1987–2008 lehrte er als Professor für Interkulturelle Pädagogik an der Universität Osnabrück und ist Gründungsmitglied des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS). Seine Forschungsschwerpunkte sind Mehrsprachige Erziehung und Bilinguale Schulen für Europa sowie der interkulturelle und interreligiöse Dialog. Seine vielfältige Vortragstätigkeit führte ihn in die Türkei, nach Ägypten, Jordanien, Syrien, Iran und Burkina Faso. Seit 2003 ist er fachlich verantwortlich für die Konzeption des Lehrgebiets der Islamischen Religionspädagogik (IRP) mit einem ersten Master-Studiengang IRP. Er ist Begründer des Zentrums für Interkulturelle Islam-Studien an der Universität Osnabrück.
Anders Wirtschaften
global – nachhaltig – gerecht
So kann es nicht weitergehen. Dies fühlen viele Menschen, doch sie sprechen es oft nicht aus. Die Finanzkrise hat gezeigt, dass unser Wirtschafts- und Lebensstil an Grenzen stößt: Auf den Finanzmärkten wird gezockt wie eh und je, Wachstum stößt an die Grenzen der Natur; endliche Rohstoffe werden knapper, die Kluft zwischen Arm und Reich wächst – in den reichen Industrieländern und weltweit. Die Gesellschaften im Norden sind gespalten, weltweit wächst die Neigung zu Gewalt.
In dieser Lage sind Alternativen gefragt. Der Vortrag des Wirtschaftspublizisten Dr. Wolfgang Kessler, Chefredakteur von Publik-Forum, zeigt an erlebten Beispielen neue Wege zu einem anderen Wirtschafts- und Lebensstil auf: ein neuer Umgang mit Geld, neue Ansätze sozialer Gerechtigkeit, einen Ökobonus für ein zukunftsfähiges Wirtschaften, Wege zu einem gerechten Welthandel, einen Marshallplan für eine nachhaltige Weltwirtschaft und viele persönliche Möglichkeiten, um die Wirtschaft nach den eigenen Idealen zu steuern.
Zur Person:
Wolfgang Kessler, Jahrgang 1953, ist Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler und Publizist. Er studierte in Konstanz, Bristol und an der London School of Economics. Die Promotion erfolgte 1982 an der Universität Konstanz. Nach einer kurzen wissenschaftlichen Tätigkeit im Rahmen des Internationalen Währungsfonds (1982/83) ist Kessler seit 1983 als Journalist tätig. Er betrieb zunächst ein eigenes Pressebüro – für verschiedene Tageszeitungen und Rundfunkanstalten. Im Jahre 1991 wechselte er zu Publik-Forum als Ressortleiter für „Politik und Gesellschaft“. Seit 1999 ist er Chefredakteur. Kessler beschäftigte sich in zahlreichen Büchern mit Wegen zu einer zukunftsfähigen Wirtschaft auf ethischer Grundlage. Er war Gast mehrerer Fernsehsendungen und Talkshows. Am 16. November 2007 wurde Wolfgang Kessler mit dem Internationalen Bremer Friedenspreis ausgezeichnet – für sein öffentliches Wirken für „Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung“. Sein neuestes Buch heißt: „Zukunft statt Zocken. Gelebte Alternativen zu einer entfesselten Wirtschaft“. Publik-Forum Verlag, November 2013.