Kulturelle Vielfalt in Kitas – interkulturelles Lernen

„Kulturelle Vielfalt annehmen und gestalten. Eine Handreichung zur Umsetzung des Orientierungsplans für Kindertageseinrichtungen in Baden-Württemberg“ (Verlag Herder, 2015).

Der „Orientierungsplan für Bildung und Erziehung in Baden-Württembergischen Kindertageseinrichtungen“ geht von elementaren Grundrechten der Kinder aus: Das Recht auf persönliche Entwicklung, auf Bildung, das Verbot der Diskriminierung und die Wahrnehmung der Interessen der Kinder sowie das Recht auf Beteiligung und Mitbestimmung.

Daher hat das Kultusministerium eine Handreichung zum Orientierungsplan angeregt, die pädagogische Fachkräfte unterstützt, die kulturelle Vielfalt zu leben und zu gestalten. Das Autorenteam besteht aus der Professorin für Soziale Arbeit und Kindheitspädagogik Nina Kölsch-Bunzen, und der Professorin für Erziehungswissenschaft Regine Morys und dem Juniorprofessor für Kindheitspädagogik und katholische Theologie Christoph Knoblauch. Die Handreichung bietet zwei Zugänge zum Umgang mit kultureller Vielfalt. Zum einen die wissenschaftliche Perspektive und zum anderen Praxisbeispiele.

Der Fokus liegt darauf, wie pädagogische Fachkräfte kulturelle Vielfalt in ihren Einrichtungen anzuerkennen und sie als Bereicherung zu verstehen. Die Autorinnen und der Autor sind in zahlreichen Kitas gewesen und haben die Anliegen der Fachkräfte aufgenommen. Aus den praktischen Erfahrungen und der wissenschaftlichen Reflexion haben sie für die Handreichung zehn Qualitätsmerkmale für eine vielfalts- und kultursensible Pädagogik entwickelt. Sie münden nicht in ein konkretes Handlungskonzept für die Einrichtungen. Vielmehr können sich die pädagogischen Fachkräfte an den Qualitätsmerkmalen orientieren, wenn sie gemäß des pädagogischen Konzeptes ihrer Einrichtung die Praxis an den jeweils vorhandenen Situationen der Kinder und Familien planen.

Wichtige Themen sind das Hinterfragen von Normalitätsvorstellungen, Vorurteilsbewusstsein, Kinder mit Fluchterfahrungen, Mehrsprachigkeit, Gerechtigkeit, Erziehungspartnerschaft mit den Eltern, innerkulturelle Vielfalt, Kinder aus Familien in Asylverfahren, Umgang mit Diskriminierung, Bildungsgerechtigkeit und die Auswahl von Spielmaterial und Medien.

Bedauerlicherweise wurde der Aspekt des Umgangs mit religiöser Vielfalt, die eigentlich vom Thema kultureller Vielfalt nicht zu trennen ist, in diese Handreichung nicht einbezogen. Es bleibt zu hoffen, dass zum Umgang mit interreligiöser Vielfalt eine ebenso fachlich fundierte und praxisrelevante Handreichung folgt.

Die Handreichung „Kulturelle Vielfalt annehmen und gestalten“ eignet sich über das Bundesland Baden-Württemberg hinaus für alle Kitas in jeder Trägerschaft. Sie sollte unbedingt in jeder Einrichtung intensiv bearbeitet, beraten und für die Praxis fruchtbar werden können – damit interkulturelle Vielfalt für Kinder, Fachkräfte und Eltern als Bereicherung erfahren werden kann.

Heike Helmchen-Menke

Nähere Informationen auf der Homepage des Herder Verlags hier

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