Lernstationen Religion: Jesus

Klein, Ute; Jebautzke, Kirstin: Lernstationen Religion: Jesus. 1.–4. Klasse. Hamburg 2014, 88 S.

In der Publikation (88 S.) sind fünf Lernsequenzen zu insgesamt 15 Themen rund um Leben und Wirken Jesu Christi unter besonderer Berücksichtigung des handlungsorientierten Lernens zusammengestellt, so dass ein weitgehend selbstständiges Bearbeiten der Inhalte durch die Schülerinnen und Schüler möglich ist.

Die fünf Kapitel der Publikation von Ute Klein und Kirstin Jebautzke tragen die Titel Der Mensch Jesus; Jesus lebte in Palästina; Jesus erzählt von Gott und seiner neuen Welt; Jesus wendet sich den Menschen zu und hilft ihnen und Christliche Feste. Dabei nähern sich die Autorinnen dem Gottessohn auf unterschiedliche Weise: Zum einen geht es ihnen darum, ein Verständnis für den historischen Jesus von Nazareth anzubahnen, der unter ganz bestimmten Bedingungen vor zweitausend Jahren in Palästina gelebt hat. Zum anderen möchten sie über biblische Geschichten aus den Evangelien einen Zugang zu Jesus Christus, seinem Wirken und der Verkündigung seiner Botschaft eröffnen.

Beide Vorhaben sind den Verfasserinnen insgesamt gelungen, wenn mit Blick auf die 15 Themenbereiche auch Qualitätsunterschiede festzustellen sind. Gut ist der Einstieg mit verschiedenen bildnerischen Jesus-Darstellungen und einer Schreibkonferenz in Vierergruppen nach der Placemat-Methode, um das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler zu ergründen. Weiterhin vermitteln die Autorinnen bündig und gut verständlich, was bislang über den historischen Jesus erforscht wurde – wenn hier auch etwas leichtfertig behauptet wird, dieser habe vier leibliche Brüder gehabt (S. 11). Die Materialien zum Thema Der Lebensweg Jesu (S. 12 f.) sind aufgrund ihrer Einfachheit und der leicht zu lösenden Aufgabenstellungen auch für inklusiven Religionsunterricht geeignet. Die Erzählung vom zwölfjährigen Jesus im Tempel (Jesus als Kind) nimmt recht breiten Raum ein (S. 14; 34f.). Dies ist sinnvoll, weil dadurch den Kindern eine gute Identifikationsmöglichkeit eröffnet wird. Zu den Jüngern Jesu wird treffend erklärt, dass dieser Begriff „Lehrlinge“ bedeutet und, nach Lk 10,1, nicht nur zwölf, sondern 72 Männer und Frauen zum engeren Freundeskreis Jesu gehörten.

Zur Thematik Menschen auf Jesu Spuren (S. 18 ff.) werden mit Albert Schweitzer, Mutter Teresa, Martin Luther King, Elisabeth von Thüringen und Dietrich Bonhoeffer Persönlichkeiten aus der katholischen und evangelischen Tradition vorgestellt. Deren Kurzporträts bringen Leben und Wirken dieser Heiligen bzw. Vorbilder treffend auf den Punkt und lassen ihre christliche Motivation deutlich erkennen.

Das sich anschließende Kapitel über das Land Palästina zur Zeit Jesu (S. 24 ff.) eignet sich bereits für Kinder der zweiten Jahrgangsstufe, vor allem eine große, sehr übersichtliche Landkarte mit den wichtigsten Ortschaften, Gebieten und Gewässern (S. 31) sowie die besonders gut gelungene Beschreibung eines Hauses zur Zeit Jesu (S. 33).

Hervorzuheben sind auch die Wort- und Bildkarten zu zehn zentralen christlichen Symbolen (S. 38 f.). Das Arbeitsblatt In Vergleichen sprechen (S. 41) führt Kinder gut in die oft metaphorische Schreibweise biblischer Geschichten ein. Die ausgewählten Gleichnisse (barmherziger Samariter, verlorenes Schaf, verlorener Sohn, Senfkorn, S. 42ff.) geben vielfältige Einblicke in die Reich-Gottes-Botschaft Jesu, die mit der abschließenden Erklärung: „Das Himmelreich ist eine Welt, in der es für Menschen gerecht zugeht“ (S. 46), recht treffend und gut verständlich auf den Punkt gebracht wird. Als Wunder wurden sinnvollerweise lediglich Krankenheilungen ausgewählt (S. 55 ff.) und lebendig nacherzählt, ohne dabei die biblischen Originaltexte allzu sehr auszuschmücken.

Während zum Thema Weihnachten die Gegenüberstellung der beiden Kindheitserzählungen nach Lukas und Matthäus sowie das Arbeitsblatt zur Feststellung von deren Gemeinsamkeiten und Unterschieden (S. 62f.) Kindern der vierten Klassenstufe interessante erste Einblicke in die vergleichende Bibelforschung geben, fallen die übrigen Aufgabenstellungen zu den christlichen Festen etwas ab. Die Rätsel und Methoden dieses Kapitels dürften für Schülerinnen und Schüler zwar motivierend sein, doch erweisen sich Lernzuwachs und Durchdringungstiefe hier als zu gering. So etwa wird weder Hintergrundwissen zur Passion vermittelt noch auf eine der biblische Erzählungen zu Ostern zurückgegriffen. Problematisch ist zudem die Aufgabenstellung auf S. 66: „Welches ‚Kreuz‘ trägst du? Stelle wichtige Personen und Momente in deinem Lebens-Kreuz dar“, denn hierbei müssten die Schülerinnen und Schüler durch Ausgestaltung von sechs Feldern einer kreuzförmigen Umrisszeichnung allzu Persönliches preisgeben. Sinnvoller wäre an dieser Stelle die Formulierung: „Welche ‚Kreuze‘ tragen Kinder heute, hier und in anderen Ländern der Erde?“

Zur Thematik Wasser und Taufe fehlen Fotos oder graphische Darstellungen. Auch führt das Arbeitsblatt über Redensarten, in denen Wasser vorkommt (S. 68) eher am Thema vorbei.

Die drei abschließenden Angebote zur Lernstandsfeststellung (Würfelspiel, Jesus-ABC, Placemat für 4er-Gruppen: Was ich Wichtiges über Jesus gelernt habe, S. 70ff.) erfüllen ihren Zweck nur bedingt. Hierzu sind noch am ehesten die 42 Fragekarten des Würfelspiels geeignet, wobei es zur Differenzierung sinnvoll gewesen wäre, diese in zwei oder drei Schwierigkeitsstufen zu unterteilen. Der ausführliche und übersichtliche Lösungsteil (S. 78ff.) kann gut für die Selbstkontrolle der Schülerinnen und Schüler bereitgestellt werden.

Die in der Publikation zusammengestellten Lernstationen zu Jesus sind eine reiche Fundgrube, die abwechslungsreiche Methoden zum handlungsorientierten Lernen bereithält, vor allem für die Jahrgangsstufen 3 und 4. Teilweise empfiehlt es sich jedoch, eher einzelne Bausteine herauszugreifen und diese mit Materialien aus anderen Publikationen anzureichern, als ganze Lernsequenzen zu übernehmen.

Hinweis: Das Buch ist eine evangelische Publikation, die sich jedoch größtenteils auch für den katholischen Religionsunterricht eignet.

Das Buch kann in der Mediathek Freiburg und in vielen der 16 Religionspädagogischen Medienstellen der Erzdiözese Freiburg ausgeliehen werden.

Weitere Informationen finden sich hier>>

Josef Gottschlich

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