Kurt, Aline: Ausgearbeitete Unterrichtsreihen für den Religionsunterricht, 2. Schuljahr. Mülheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr, 2015, 120 S.
In diesem Buch werden Lernsequenzen aus je vier bis sechs Unterrichtsstunden zu den Themen Mit anderen zusammenleben; Auf Gott vertrauen – Abraham; Wer war Noach?; Das Vaterunser; Symbol „Baum“; Psalmen und Feiertage vorgestellt.
Die Publikation knüpft an das entsprechende Buch zum ersten Schuljahr an, das 2014 erschienen ist. Auch dieses Mal werden zu Beginn jeder Lernsequenz die Kompetenzerwartungen an die Schülerinnen und Schüler übersichtlich dargestellt und zusammengefasst. Die Verlaufspläne der einzelnen Stunden sind mit den Rubriken Phase, Verlauf, Sozialform und Materialien versehen und auf jeweils einer Buchseite abgedruckt. Impulsvorschläge für Lehrpersonen werden jeweils durch Kursivschrift hervorgehoben. Die meisten Entwürfe enthalten in der Zeile Erweiterung zusätzliche Lernimpulse für rasch arbeitende Schülerinnen und Schüler.
Sehr sinnvoll ist, dass die Autorin bei fast jeder Lernsequenz zunächst von der Lebenswirklichkeit der Kinder ausgeht und daran anknüpft. So beginnt das Rahmenthema Psalmen mit Lernimpulsen zu Grundgefühlen wie Freude, Trauer, Wut, Langeweile oder Angst. Einmal mehr überzeugt die große Methodenvielfalt, wodurch alle Lerntypen gut berücksichtigt sind: Die Publikation enthält Lieder, ein Quizspiel (zur Geschichte von Noach), einen Lerngang mit Beobachtungsaufgaben, zahlreiche Zeichnungen und Bilder, Phantasiereisen, Bastelanregungen, Textpuzzle und eine Psalmwort-Kartei (S. 97–100). Die Bastelarbeiten sind teilweise zwar aufwändig, dafür aber motivierend und originell, etwa zur Herstellung einer Osterei-Kerze. Gerade nonverbalen Ausdruckformen wie Standbildern, pantomimischer Darstellung, Geschichtenverklanglichung und Modellieren (z.B. von einem Symbol für Zuwendung, S. 17) gibt die Autorin auch dieses Mal wieder breiten Raum. Aus diesem Grund können ihre Unterrichtsreihen für das 2. Schuljahr teilweise auch für inklusiven Religionsunterricht empfohlen werden.
Gewohnt kindgemäß, lebendig und gut elementarisiert sind die Nacherzählungen der ausgewählten biblischen Erzählungen und Gebete, z.B. von Psalm 103 auf S. 95. Bei den Lernimpulsen wurde diesmal verstärkt auf Perspektivwechsel geachtet, etwa durch die Anwendung der Methode Bibliolog bei den Geschichten von Abraham (S. 28) und den Emmaus-Jüngern (S. 114). Hervorzuheben ist, dass die Autorin teilweise auch unbekanntere Inhalte thematisiert, die sich dennoch bereits für einen Unterricht im 2. Schuljahr eignen. So finden sich Unterrichtsstunden zum Streit von Abraham und Lot (Gen 13,1–13, S. 29–32), zur Ablehnung Jesu in seiner Heimatstadt Nazareth (nach Lk 4,16–30) oder zum Bildwort Jesu „Ich bin der Weinstock; ihr seid die Rebzweige“ (Joh 15,5). Bei den Arbeitsblättern wurde – im Gegensatz zu vielen anderen Publikationen – fast durchweg die für das zweite Schuljahr übliche Lineatur verwendet, was sehr zu befürworten ist.
Für die Zeichnungen der Kinder (z.B. zum Vaterunser, S. 66) sollte jedoch teilweise noch etwas mehr Platz zur Verfügung gestellt werden. Zur Hinführung oder Vertiefung mancher Lernsequenzen, z.B. zu Abraham oder Noach, könnte über die vorgeschlagenen Methoden hinaus die Verwendung von – auch farbig abgedruckten – Kunstbildern hilfreich sein.
Bei Arbeitsanweisungen würde die Formulierung „Schreibe das Gebet eines Kindes…“ anstatt „dein Gebet“ (vgl. S. 64 und 94) den Schülerinnen und Schülern eine größere Selbstdistanz und Unbefangenheit ermöglichen. Auch könnte die Verwendung kurzer Theaterstücke oder Rollenspiele eine interessante Alternative sein, besonders bei der Erarbeitung biblischer Geschichten. Schließlich wäre es im Sinne einer noch größeren Binnendifferenzierung sinnvoll, zu manchen Themen Lerntheken anzubieten, welche eine Auswahl aus verschiedenen Aufgabenstellungen ermöglichen.
Insgesamt ist die neue Publikation von Aline Kurt aber wiederum nahezu uneingeschränkt zu empfehlen – auch im Hinblick auf die Anforderungen des Bildungsplans 2016. Neben den dargebotenen Inhalten und vorgestellten Methoden sind besonders ihre didaktischen Hinweise für die Verwirklichung einer guten pädagogischen Atmosphäre und eines konstruktiven Miteinanders (z.B. S. 16, 70, 94 und 104) hilfreich und bedenkenswert.
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Josef Gottschlich