Mayer-Skumanz, Lene: Was sagst du jetzt, lieber Gott? Stuttgart 2016, 172 S.
Für einen gelingenden Religionsunterricht kommt es in entscheidender Weise darauf an, Lebenserfahrungen von Kindern mit Inhalten des christlichen Glaubens in eine möglichst lebendige Wechselbeziehung zu bringen. Das vorliegende Buch von Lene Mayer-Skumanz entspricht dieser Anforderung, indem es viele Geschichten aus dem Schul- und Familienleben erzählt, die Glaubensfragen von Kindern im Grundschulalter aufwerfen. Im ersten Teil „Wenn du meinst, lieber Gott“ (S. 5–77) steht dabei der achtjährige Xaverl im Mittelpunkt, im zweiten Teil „Gott, ich habe einen Tipp für dich“ (S. 79–172) die siebenjährige Laura.
Thematisch geht es um Beziehungen zu Eltern, Großeltern, Geschwistern, Klassenkameraden und Tieren, Streit und Konfliktlösungen, das erste Verliebtsein, Nachwuchs in der Familie, die Integration einer muslimischen Mitschülerin und die Bewahrung der Schöpfung.
Die einzelnen Geschichten (19 im ersten und elf im zweiten Teil) sind kurz, in sich abgeschlossen und eignen sich für Schülerinnen und Schüler der zweiten bis vierten Klassenstufe: sowohl zum Vorlesen als auch zum Lesen mit verteilten Rollen oder in Stillarbeit. Sie können einerseits der Hinführung in eine bestimmte Thematik dienen, andererseits aber auch deren Vertiefung oder Abrundung am Ende einer Unterrichtsstunde.
Hervorzuheben sind die lebendige, oft humorvolle Sprache der Autorin, viele Dialoge sowie ein Grundton lebensbejahender Heiterkeit und Zuversicht, zusätzlich unterstrichen durch die farbenfrohen Illustrationen von Tina Schulte. Auch ermuntern die Erzählungen dazu, in schwierigen Situationen nicht den Mut zu verlieren und auf kreative Weise Lösungen zu ergründen.
Sowohl Xaverl als auch Laura suchen immer wieder das Gespräch mit Gott, gerade dann, wenn vorherige Erlebnisse, frohe oder traurige, intensiv nachwirken. So vermittelt die Autorin ein geradezu idealtypisches Gebetsverständnis: Gott nicht nur zu bitten, ihn zu loben oder ihm zu danken, sondern alles mit ihm zu teilen, ihm auf ganz persönliche Art und Weise anzuvertrauen, was einen innerlich beschäftigt und bewegt: Die Gebete von Xaverl und Laura sind ungezwungen, spontan, lebendig und mitunter berührend vertrauensvoll.
Aus vielen Geschichten geht hervor, dass Gottes Wirken zumeist wohl auf indirekte Weise erfolgt: etwa durch Menschen, die andere begleiten und ihnen beistehen oder Naturerfahrungen (z.B. S. 55 oder S. 66). Deutlich wird auch, dass oft schon scheinbar nebensächliche Erlebnisse Anlass zum Innehalten und Beten sein können. Eine wichtige Voraussetzung für gelingendes Beten wird auf S. 70 angesprochen: „ ‚Lieber Gott‘, sagt Xaverl, da bin ich.‘ Und er wird still, ganz still, damit er hören kann, was Gott ihm antwortet.“
Etwas fragwürdig ist der recht harmonisierende Impetus der Erzählungen: Konflikte werden meist rasch und zum Wohle aller aufgelöst, bei der Interaktion der Agierenden dominieren eindeutig Verständnis und Einfühlungsvermögen. Dies ist möglicherweise für solche Kinder schmerzlich, die ihr Alltagsleben ungeordneter oder bedrückender erleben und denen die Phantasie und Gewandtheit fehlt, ähnlich zielstrebig nach Auswegen aus schwierigen Situationen zu suchen.
Andererseits kann die fast durchweg wohlwollende Art des Umgangs miteinander aber auch hilfreiche Impulse vermitteln, etwa zu größerer Behutsamkeit, Unbefangenheit und Gelassenheit.
Einige der Geschichten können hilfreiche Impulse zum Theologisieren mit Kindern sein, etwa „Die alte Bäckerin“ (S. 18–21) oder „Laura hat gute Ohren“ (S. 127–134). Aufgrund ihrer Kürze und Prägnanz eignen sich die Erzählungen auch sehr gut für Andachten, Schüler- oder Kindergottesdienste. Das Buch ist zudem ein empfehlenswertes Geschenk zur Erstkommunion.
Das Buch ist im Medienportal der Mediathek Freiburg>> entleihbar.
Es kann auch in vielen der 16 Religionspädagogischen Medienstellen>> des Erzbistums Freiburg ausgeliehen werden:
Weitere Informationen finden sich hier>>
Josef Gottschlich