Kurt, Aline: Kinder entdecken Kirche, Gemeinde und Gottesdienst. Klasse 3/4. Mülheim: Verlag an der Ruhr 2016, 76 S.
In ihrer neuesten Publikation hat Aline Kurt Lernsequenzen und abwechslungsreiche Materialien zu den Rahmenthemen Kirche, Gemeinde und Gottesdienst zusammengestellt, die außer im katholischen auch im konfessionell-kooperativen Religionsunterricht eingesetzt werden können.
Obwohl sie auch Berührungspunkte aufweisen, sind die drei Lernsequenzen sind in sich geschlossen. Das Thema Kirchliche Feste ist bewusst ausgespart, da hierzu eine gesonderte Publikation erscheinen wird.
Bei der Lernsequenz zum Thema Kirche (S. 5–30) bezieht sich Aline Kurt auf das Kirchengebäude. Hier werden zunächst mit Hilfe einer Zeichnung die wichtigsten Merkmale der Außenansicht behandelt, wobei die West-Ost-Ausrichtung als gemeinsames Merkmal fast aller Kirchengebäude Deutschlands noch ergänzt werden könnte. Die Gestaltung einer Kirche aus Knet nach eigenen Vorstellungen aus erweist sich als schöne Idee, um der Kreativität der Schülerinnen und Schüler Raum zu geben (S. 6). Auch die Vorstellung der Elemente des Innenraums mit Hilfe von Fantasiereisen ist originell; allerdings empfiehlt es sich, eher visuell veranlagten Kindern anschließend auch deren Texte auszuhändigen, damit sie einzelne Einrichtungsgegenstände den Zeichnungen jeweils einer katholischen und evangelischen Kirche leichter zuordnen können (S. 14–15). Die Begriffe (z.B. Ambo in der katholischen, Altartisch in der evangelischen Kirche) sind sehr präzise, die Einrichtungsgegenstände nahezu vollzählig. Allerdings fehlen bei der Zeichnung der katholischen Kirche die Kniebänke. Die Kopiervorlage eines Elternbriefes (S. 17), mit dem eine Kirchenerkundung angekündigt wird, ist für Lehrkräfte zeitsparend und hilfreich. Für die Arbeitsphase empfiehlt es sich, die Wortkarten mit den Bezeichnungen des Kircheninventars (S. 19) zunächst auf DIN A3 zu vergrößern und zu laminieren, bevor sie im Kirchenraum ausgelegt werden; somit fällt es den Kindern entsprechend leichter, ihre eigenen Lösungsvorschläge zu überprüfen.
Am Ende der Einheit steht ein Unterrichtsentwurf, in welchem es darum geht, wie es im 16. Jahrhundert zur Kirchenspaltung gekommen ist. Text und Zeichnungen (S. 24–26) elementarisieren die damaligen Geschehnisse gebündelt und gut verständlich, ohne die Kinder mit schwierigen Fachbegriffen oder komplexen historischen Zusammenhängen zu belasten. Das abschließende Basteln und Gestalten eines Kirchen-Lapbooks (S. 27–30) ist ein gelungener und kreativer Abschluss der Lernsequenz, der originelle und vielfältige Ergebnisse erwarten lässt.
Der zweite Teil der Publikation (S. 31–59) widmet sich dem Thema Gemeinschaft/Kirchengemeinde. Vor allem in der Einführungsstunde (S. 32) ist der Bezug zur Lebenswelt der Kinder gut gewahrt, vor allem durch die abschließende Gruppenarbeit nach der Placemat (Platzdeckchen)-Methode zum Lernimpuls „So können wir unsere Gemeinschaft stärken“. Ebenfalls hilfreich und auch für die Arbeit mit inklusiven Lerngruppen geeignet sind die acht Zeichnungen S. 37 zu Angeboten der Kirchengemeinde, vorwiegend für Kinder und alte Menschen. Deren Betrachtung mit einer Lupe (S. 38) ermöglicht zudem eine besondere Konzentration auf den jeweiligen Bildausschnitt. Die Aufgabe, ausgehend vom Gemeindebrief der jeweils eigenen Pfarrei, in Gruppenarbeit einen eigenen, kurzen Pfarrbrief zu entwerfen (S. 39) ist anspruchsvoll, könnte aber durch das vorherige Sammeln von Ideen im Unterrichtsgespräch erleichtert werden. Bei der Nennung und Erklärung hauptberuflicher sowie ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirchengemeinde, motivierend vertieft durch ein Kreuzworträtsel (S. 43), sollten auch der Diakon und die Gemeindereferentin noch Erwähnung finden.
Die Unterrichtsstunde zur Taufe ist eher an einer evangelischen als an einer katholischen Tauffeier ausgerichtet, so dass z.B. die Bezeichnung des Täuflings mit dem Kreuzzeichen und das Chrisamöl als Taufsymbol fehlen. Auch wäre hier ein kindgemäßes Tauflied noch sinnvoll. Positiv hervorzuheben sind die Fotos zu den einzelnen Taufsymbolen und der gut verständlich geschriebene Text zum Ablauf einer Tauffeier. Interessant wäre es gewesen, neben der Säuglingstaufe auch die Vor- und Nachteile einer Taufe im Kleinkind- oder Grundschulalter zu thematisieren, da immer mehr Schülerinnen und Schüler davon betroffen sind. Die 36 Fragen des abschließenden Brettspiels zur Wiederholung der Lernsequenz („Das weiß ich über die Gemeinde“, S. 53–59) sind treffend gewählt; auch der Vorschlag, die Kinder selbst die Spielregeln dafür finden zu lassen, bietet sich zur Umsetzung an.
In der dritten Lernsequenz (S. 60–74) geht es um Gottesdienst und Sakramente. Der erste Satz auf der Informationsseite am Beginn bringt den Sinn liturgischer Feiern treffend auf den Punkt: „Wenn Menschen Jesus und Gott besonders nah sein wollen, gehen sie zum Gottesdienst“ (S. 62). Damit wird klargestellt, dass es beim Gottesdienstbesuch nicht primär um eine Pflichterfüllung geht. Nach der Erläuterung von neun verschiedenen Gottesdienstarten (unter anderem Tauffeier, Erstkommunionfeier, Kindergottesdienst) werden diese kindgerecht in einem Wortsuchrätsel wiederholt (S. 63). Die anschließende Erklärung der Sakramente als „Zeichen, die uns Gottes Liebe zeigen“ (S. 66) ist ebenso klar und verständlich geschrieben wie die kurzen Erläuterungen, welche den Unterschied zwischen Abendmahl als reinem Erinnerungsmahl und der katholischen Eucharistiefeier deutlich machen („Katholiken glauben, dass Jesus während der Eucharistie bei ihnen ist“). Auf acht Fotos (S. 67 f.) sind die einzelnen Sakramenten gut erkennbar visualisiert; jedoch wäre es zur Differenzierung sinnvoll, neben den von den Kindern zu ergänzenden Erklärungen auch noch eine Arbeitsblattrubrik zur bloßen Benennung des jeweiligen Sakraments und seines wichtigsten Symbols (z.B. Taufe – Wasser) hinzuzufügen.
Es ist empfehlenswert, die abschließende Doppelstunde (S. 71–73) zur gemeinsamen Vorbereitung und Durchführung einer Klassenandacht zu nutzen; auch bietet sich hierfür die empfohlene Gruppenarbeit als Methode an, um die Vorbereitung und Durchführung der Andacht sinnvoll aufzuteilen. Jedoch empfiehlt es sich, zuvor das Thema der Andacht im Unterrichtsgespräch gemeinsam festzulegen, um die Suche nach geeigneten Texten und Liedern sowie das Formulieren eigener, kurzer Gebete zu erleichtern und zielführender zu organisieren. Auch ist unerlässlich, in Bezug auf das Sprechen oder Vorlesen von Gebeten den Aspekt der Freiwilligkeit zu betonen. Zudem empfiehlt es sich, bei einer Andacht mit Grundschulkindern nur einen statt der vorgeschlagenen zwei Bibeltexte auszuwählen, diesen dafür dann aber ausführlicher zu würdigen, etwa in einem Schriftgespräch mit den Schülerinnen und Schülern.
Insgesamt enthält auch diese Publikation von Aline Kurt viele abwechslungsreiche, handlungsorientierende und motivierende Anregungen und Lernimpulse. Besonders hervorzuheben sind die stets klar gegliederten, folgerichtig aufgebauten und präzise erläuterten Entwürfe der jeweiligen Einzel- und Doppelstunden sowie die durchweg gelungenen und ästhetisch ansprechenden Illustrationen.
Kurt, Aline: Kinder entdecken Kirche, Gemeinde und Gottesdienst. Klasse 3/4. Mülheim: Verlag an der Ruhr 2016, 76 S.
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Josef Gottschlich