Verein niedersächsischer Bildungsinitiativen e.V. (Hg.): Die große Globalisierung für kleine Leute. Globales Lernen mit Grundschulkindern. Barnstorf 2014, 120 S., Kl. 1-6
Das Buch ist in drei Teile gegliedert: Nichtregierungsorganistationen, Gemeinsame Grundlagen und Grundschule.
Im Kapitel Nichtregierungsorganisationen werden unterschiedliche methodische und thematische Angebote außerschulischer Bildungsanbieter für Grundschulen vorgestellt, unter anderem: Von der Ladentheke zum Erzeuger (Produkte aus der regionalen Landwirtschaft), Unser Klima – Unser Leben: Mögliche Folgen des Klimawandels, Vier Tage in der Ökostation, Der Traum der Lupita (Puppentheater über die Rechte mexikanischer Mädchen), Kinderwelten in Uganda, Spielopoly – Woher kommen unsere Spiele? und das fünftägige Projekt Waldwelten. Zum Teil kommen die Anbieter als Gäste an die Grundschule, teilweise finden die geschilderten Aktivitäten außerhalb statt. Wichtig ist ein spielerisches, handlungsorientiertes Lernen mit allen Sinnen, wofür auch Materialien wie Küchengeräte, Gartenwerkzeuge, Becherlupen oder GPS-Geräte zur Verfügung gestellt werden. Eingeübt werden unter anderem eigenständige Informationsbeschaffung, Empathie, Perspektivwechsel und Sensibilität für soziale Gerechtigkeit.
Der Abschnitt Gemeinsame Grundlagen enthält neben Leitgedanken zum Globalen Lernen allgemein auch Konzeptionen zu Inklusion und Chancengleichheit, zu Fragen des Guten Lebens, zu Kooperation und antirassistischer Bildungsarbeit. Dabei geht es um die Prozesshaftigkeit des globalen Lernens, die Notwendigkeit einer größtmöglichen Methodenvielfalt sowie um lokale Handlungsmöglichkeiten und konkrete Ideen für das Mitwirken der Kinder. Linktipps und Serviceadressen schließen diesen Teil der Publikation ab.
Das Kapitel Grundschule beinhaltet zahlreiche Beispiele von Kooperationsprojekten in den Klassenstufen 1–4. Hierbei wird unter anderem ein Brasilienprojekt für Klasse 2 vorgestellt, in dem es um den Tagesablauf einheimischer Jungen und Mädchen, portugiesische Wörter, Samba-Tanzschritte und brasilianisches Essen geht. Das Projekt Kakao für Schokolade entstand in Zusammenarbeit mit einer ugandischen Partnerschule; hier wird der Faire Handel mit Kakao thematisiert und im von Eltern ehrenamtlich betriebenen Schulkiosk übers Jahr hinweg auch praktisch umgesetzt. Eine Ausstellung im Rahmen eines Projekttags zum Thema Indien zeigt Bastelarbeiten, Zeichnungen und die Ergebnisse eines Briefwechsels (auch per E-Mail) von Viertklässlern einer deutschen und einer indischen Grundschule. Ein weiteres Projekt handelt von Müllvermeidung und Mülltrennung, wobei ein Schwerpunkt auf der Reduzierung von Plastikmüll liegt, der vor allem die Weltmeere belastet. Am Ende dieses Teils findet sich als Kopiervorlage ein Kartenspiel zum Thema Nachhaltigkeit – sparsamer Umgang mit Rohstoffen.
Insgesamt stehen für die Autorinnen und Autoren das Einüben einer neuen, differenzierten Sicht auf die Welt und das Einbetten globalen Lernens in die soziale Erziehung im Mittelpunkt: Vorurteile/Klischees sollen erkannt und kritisch hinterfragt werden, wozu auch der Verzicht auf Exotismus und Folklorismus gehört. Auch ist ein allzu problemorientierter Blick auf das jeweilige Land, der dessen Schönheiten und Vorzüge allzu sehr außer Acht lässt, möglichst zu vermeiden. Um weder verharmlosende noch dramatisierte Einblicke in die Alltagswirklichkeit fremder Länder zu ermöglichen, eignen sich insbesondere Kooperationspartner, die selber längere Zeit dort gelebt haben und somit eine realistische und authentische Einschätzung der Situation vor Ort gewinnen konnten – gerade auch über die Alltagsbedingungen der dort lebenden Kinder.
Josef Gottschlich
Das Buch kann im Medienportal der Mediathek Freiburg und in einigen der 16 Religionspädagogischen Medienstellen des Erzbistums Freiburg kostenlos entliehen werden.
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