Kurt, Aline: Kinderrechte kennenlernen. Stundenverläufe, Arbeitsblätter und Bildvorlagen für die Grundschule, Klasse 3/4. Mülheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr 2016, 96 S.
Die Autorin macht in ihrer neuesten Publikation Schülerinnen und Schüler mit den wichtigsten Kinderrechten vertraut und gibt vielfältige didaktisch-methodisch Anregungen zum lebenswelt- und kompetenzorientierten Lernen.
Nach einem einführenden Teil über die Kinderrechtskonvention und die Entstehung der Kinderrechte (S. 8–18) lernen die Schülerinnen und Schüler 19 einzelne Artikel kennen, mit denen sie sich eingehend und altersgemäß befassen (S. 19–81). Der abschließende Teil (S. 82–92) widmet sich den Fragen, ob und inwieweit Kinder wirklich zu ihrem Recht kommen und was getan werden kann, um dieses auch auf breiter Basis durchzusetzen. Kurze Leitfäden zum Präsentieren, Vortragen, zum Gruppenpuzzle (Jigsaw-Methode) sowie Literaturhinweise und Linktipps (S. 93–96) runden die Publikation ab.
Zunächst informiert eine Übersichtstabelle (S. 5–7) über die jeweiligen Stundenthemen, Inhalte und die Artikel der Kinderrechtskonvention, denen die Unterrichtsmodule und Lernsequenzen zugeordnet sind. Auf S. 19–81 schließt sich dann die ausführliche Beschreibung der 20 Unterrichtsstunden an, welche jeweils nach dem gleichen Muster aufgebaut sind: Einer kurzen Einleitung (Darum geht’s) folgen eine Auflistung der Kompetenzerwartungen, eine Materialliste, Hinweise zur Unterrichtsvorbereitung, eine ausführliche, in Phasen (Einstieg/Erarbeitung/Reflexion und Abschluss) gegliederte Beschreibung des Unterrichtsverlaufs sowie die jeweiligen Materialien und Kopiervorlagen.
Ein großer Vorzug der Publikation besteht darin, dass, unter Berücksichtigung eines niveaudifferenzierten und teilweise auch inklusiven Lernens, die meisten dieser Arbeitsblätter in zwei, manchmal auch drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden vorliegen. Zumeist ist die Differenzierung gut geglückt, wenngleich die Arbeitsblätter und Aufgaben mit dem geringsten Schwierigkeitsgrad trotz textlicher Reduzierung mitunter noch zu wortlastig geraten sind – hier wäre eine häufigere Verwendung von Bildern, Zeichnungen (wie S. 27) oder dramapädagogischen Elementen sinnvoll. Des Weiteren (etwa S. 80/81) sind bisweilen zwischen den Schwierigkeitsstufen nur geringe Unterschiede auszumachen. Auch empfiehlt es sich, die recht häufig auftretenden W-Fragen durch etwas offenere Lernimpulse zu ersetzen. Solche und andere Änderungen können auf den WORD-Dateien aller Arbeitsblätter, die auf der beiliegenden CD-ROM gespeichert sind, problemlos vorgenommen werden.
Stärken der Publikation sind die durchgängig hohe Beachtung des Lebensweltbezugs, die gut verständliche Sprache, die Auswahl der thematisierten Kinderrechte und die Methodenvielfalt. Auch gibt die Autorin immer wieder Hinweise und Impulse zu einer Unterrichtsatmosphäre, die von Empathie und gegenseitiger Wertschätzung bestimmt ist. Dem Erwerb gerade dieser Kompetenzen dienen auch die häufig vorgesehenen Partner- und Gruppenarbeiten. Die Verfasserin spart auch brisante Themen wie das Umgangsrecht mit beiden Eltern nach deren Trennung oder Scheidung (S. 30–33), das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung (S. 57–60) und das Recht auf Asyl bei Gefahr für Leib und Leben (S. 61–65) nicht aus, gibt aber gerade in diesen Kapiteln auch wichtige und notwendige Hinweise zu einer sensiblen und behutsamen Vermittlung.
Hervorzuheben ist weiterhin, dass die Verletzung der Kinderrechte in Afrika, Asien und Lateinamerika thematisiert und anhand vieler Beispiele konkretisiert wird (S. 79–81, 89–92), ohne dass die Text- und Bildbeiträge für Schülerinnen und Schüler der 3./4. Klasse zu belastend oder verstörend sind. Gerade zum Problem der ausbeuterischen Kinderarbeit hätte sich noch eine Einbeziehung geeigneter Dokumentarfilme angeboten, zum Beispiel „Kinder dieser Welt erzählen. Im Fokus: Kinderrechte“ (Österreich/Schweiz: EZEF, 2009, 200 Min.).
Auch wenn die Publikation deutlich macht, dass in Bezug auf die Umsetzung der Kinderrechte – selbst hierzulande – noch Defizite bestehen, vermittelt sie dennoch Hoffnung, dass diesen abgeholfen werden kann und Kinder imstande sind, hierfür manches auch in Eigeninitiative beizutragen.
Josef Gottschlich
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