Kirchenraum mit Kinderaugen erkunden und erfahren

Zerbe, Renate Maria: Kirchenraum mit Kinderaugen erkunden und erfahren. Arbeitsblätter, Forscherkarten und Entdeckerbögen für die Kirchenraumpädagogik, Klasse 1–4.  Donauwörth 2016, 88 S.

Die Publikation umfasst didaktisch-methodische Hinweise sowie vielfältige Arbeitsmaterialien und Kopiervorlagen zur Vorbereitung, Durchführung und Reflexion einer Kirchenerkundung.07277_kirchenraum_mit_kinderaugen_erkunden_und_erfahren_grundschule_religion_katholisch

Im Einführungskapitel (S. 7–10) beschreibt die Autorin zunächst die Entwicklung von der Hauskirche über die Basilika hin zur Pfarr- oder Bischofskirche und erläutert die wichtigsten Bauprinzipien der Romanik, Gotik, des Barock und der Moderne. Weiterhin sind Umrisszeichnungen von der Außen- und Innenansicht einer Kirche sowie 31 Dominokarten mit Zeichnungen und Benennungen von Einrichtungsgegenständen einer Kirche zu finden, mit deren Hilfe Schülerinnen und Schüler ihr Vorwissen prüfen können.

Es folgt eine Sammlung von Arbeitsblättern mit Gegenständen des Kircheninnenraums. Dabei wird zunächst in Texten mit einem Umfang von einem bis zu zwei Dritteln einer Seite der jeweilige Gegenstand kindgemäß und umfassend erläutert, meist ergänzt durch eine Umrisszeichnung. Schließlich folgen jeweils ein bis drei Arbeitsaufträge, bei denen es zumeist um das Herausarbeiten zentraler Textinformationen geht, zum Beispiel durch Lösen eines Rätsels, Lückentextes oder Puzzles, die Zuordnung von Wort- zu Bildkarten, das richtige Ausmalen von Umrisszeichnungen oder die Anordnung von Begriffen bzw. Bildern in der richtigen Reihenfolge.

Zu den Lernimpulsen dieses Kapitels zählen auch Bastelaufgaben, etwa zum Anfertigen einer kleinen Glocke aus Ton (S. 25). Wurden mehrere Arbeitsblätter zu einem Thema entwickelt, lassen sich diese nicht nur zur quantitativen, sondern auch zur qualitativen Differenzierung verwenden, etwa zum Thema „Heilige/Heiligenfiguren“ S. 27 für leistungsstärkere und S. 28 für eher leistungsschwächere Kinder. Neben der Bedeutung der einzelnen Gegenstandes wird in den Erläuterungstexten häufig auch deren Entstehungszeit erklärt, wodurch wir z.B. erfahren, dass Beichtstühle seit dem 10., Kreuzwegdarstellungen erst seit dem

Jahrhundert zur Ausstattung einer katholischen Kirche gehören. Auch übersetzt die Autorin sämtliche Fachbegriffe (z.B. Ambo=Lesepult), weist auf vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten, etwa des Taufbeckens, Altars oder Tabernakels hin und erläutert Unterschiede in der Ausstattung bei älteren und neueren Kirchen. Hervorzuheben ist weiterhin, dass viele der Lernimpulse ein vertieftes Verständnis zentraler christlicher Symbole wie Kreuz, Taube, Lamm oder Fisch ermöglichen.

Nachdem im dritten Kapitel (S. 45–46) Bestandteile erläutert werden, die nur in manchen Kirchen zu finden sind (Krypta, Chorgestühl, Kommunionbank und Reliquienschrein), umfasst der darauf folgende Abschnitt (S. 47–51) Kirchenregeln, mögliche Gründe für den Besuch einer Kirche, eine Fantasiereise zur Kirchenerkundung und Hinweise für die Vorbereitung eines kirchenpädagogischen Lerngangs. Hierin werden neben der Erläuterung der didaktischen Grundprinzipien „Anknüpfen an Vorerfahrungen“ und „Von außen nach innen“ auch spirituelle Impulse für Gebete, Lieder oder Stilleübungen vermittelt.

Besonders hilfreich sind die 40 Forscherkarten für die Erkundung der Kirchen, denn mithilfe dieser Lernimpulse können die Kinder in Einzel-, Partner- und Kleingruppenarbeit ein Gotteshaus umfassend und weitgehend selbstständig erkunden. Da hierfür jedoch eine ausreichende Lesekompetenz erforderlich ist, empfiehlt sich die Arbeit mit den Forscherkarten erst ab dem zweiten Halbjahr der zweiten Klassenstufe. Die Aufgaben auf diesen Karten sind abwechslungsreich und dienen der Einübung vielfältiger Kompetenzen wie zählen, schätzen, messen, zuordnen, erklären, genauem Betrachten oder dem Verfassen kurzer Texte (z.B. Akrostichon, Brief oder Gebet). Zur Differenzierung wäre es sinnvoll, vor der Laminierung der Karten die Aufgaben noch mit drei verschiedenen Farben (leicht/mittel/schwer) zu markieren. Auch könnte dieser Teil, gerade für die Erst- und Zweitklässler, noch etwas mehr Lernimpulse zum Malen und Basteln enthalten. Die Hinweise auf Hilfsmittel für eine Kirchenerkundung (S. 51) sind hilfreich, doch nicht ganz vollständig: Neben den genannten Utensilien Digitalkamera, Kompass, Maßband und Zollstock wären etwa noch Klemmbretter, Lupen, Ferngläser und ein 50-m-Band zum Abmessen größerer Längen empfehlenswert.

Im sechsten Kapitel (S. 68–77) sind zunächst zwei Entdeckerbögen mit 25 wichtigen Fragen zur Erkundung einer Kirche zusammengestellt, die von Dritt- und Viertklässlern gut in Einzel- oder Partnerarbeit gelöst werden können. Danach folgen drei Seiten mit kürzeren Bibeltexten, die jeweils einem oder mehreren der Einrichtungsgegenstände oder Kunstwerke einer Kirche eindeutig zugeordnet werden können, z.B. zu kirchlichen Symbolen, biblischen Personen, Heiligen oder christlichen Festen. Ein Deckblatt, Umrisszeichnungen und Infokarten über 15 ausgewählte Gegenstände einer Kirche zur Anfertigung eines Reiseheftes (Erkundungsheftes) sowie motivierende Lernimpulse zur Nachbereitung einer Kirchenerkundung runden das Kapitel ab.

Zusätzliche Informationen (z.B. zum Grundstein und zur Zahlensymbolik in Kirchen), ergänzende Aufgaben und weitere Quizspiele folgen (S. 78–82), bevor sich zwei abschließende Arbeitsblätter mit Fotos dem Vergleich von katholischen und evangelischen Gotteshäusern widmen.

Sämtliche Lösungen der Aufgaben des Heftes zur Selbstkontrolle (S. 85–87) runden die Publikation ab.

Auch wenn der abschließende Vergleich von katholischen mit evangelischen Kirchengebäuden etwas ausführlicher sein könnte und Kunstbilder, Lieder (Noten mit Begleitakkorden) sowie Farbfotos das Buch in ästhetischer Hinsicht noch aufwerten würden, ist die neue Publikation von Renate Maria Zerbe zur Kirchenerkundung mit Grundschulkindern hilfreich, innovativ und nahezu uneingeschränkt zu empfehlen.

 

Josef Gottschlich

 

Das Buch kann im Medienportal der Mediathek Freiburg und den meisten der 16 Religionspädagogischen Medienstellen der Erzdiözese Freiburg entliehen werden.

Die Mediathek Freiburg und das c-Punkt, Münsterforum Freiburg (Herrenstraße 30) stellen einen Materialkoffer Kirchenraumpädagogik (Trolley) zum Verleih zur Verfügung:

https://www.medienzentralen.de/medium41569/Materialkoffer-Kirchenraumpaedagogik

Weitere Hinweise und eine Leseprobe finden sich hier>>>.

 

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