In Deutschland sind geflüchtete, junge Menschen angekommen, einem Land, das ihnen fremd ist und dessen Sprache sie nicht kennen. In den VABO-Klassen sollen sie nun die deutsche Sprache lernen und darüber hinaus für den Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Die Besonderheit dieser Klassen zeichnet sich u.a. durch folgende Punkte aus:
- Unterschiedliche Sprachvorkenntnisse
Der unterschiedliche Sprachstand ist in diesen Klassen sehr groß. So gibt es Schülerinnen und Schüler, die sehr schnell die deutsche Sprache lernen, oder zum Teil Vorkenntnisse haben bis hin zu denen, die sich in der sprachlichen Bildung schwerer tun oder gar Analphabeten sind.
- Unterschiedliche Herkunftsländer
Die Herkunftsländer in den Klassen sind sehr unterschiedlich. Es gibt Klassen, in denen man Schülerinnen und Schüler aus einem Herkunftsland zusammen beschult, dies stellt jedoch eine Ausnahme dar. In den meisten Klassen sind Jugendliche aus unterschiedlichen Nationen vertreten. So werden oft geflüchtete junge Menschen aus dem Balkan, der arabischen Welt, hier besonders Syrien, Afghanistan und Irak und aus Afrika (Gambia, Eritrea und Somalia) zusammen unterrichtet.
- Zusammentreffen unterschiedlicher Kulturen und Religionen
In den VABO-Klassen gibt es Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Kulturen, Religionen und Konfessionen. Was für Europäer eine klare Norm darstellt, wird in anderen Ländern aufgrund ihrer kulturellen Identität ganz anders gesehen. Dies setzt die Bereitschaft gegenseitigen Lernens und Kennenlernens voraus.
- Wechselnde Klassenzusammensetzung/Anwesenheit
In keiner Klasse ist die Fluktuation so groß wie in den VABO-Klassen.
Manche Schülerinnen und Schüler verlassen die Klasse, weil sie abgeschoben werden oder freiwillig in ihr Herkunftsland zurückkehren. Andere gehen im Rahmen der Familienzusammenführung in andere Städte oder Bundesländer. Die freigewordenen Schulplätze werden dann durch das Landratsamt oft zügig belegt, damit die Warteliste auf die Schulplätze kleiner wird.
Schülerinnen und Schüler fehlen häufig in den Klassen, kommen zu spät oder gehen früher. Die Ursachen liegen oft in ganz unterschiedlichen Bereichen.
a) Behördengänge
Die Schülerinnen und Schüler müssen sich immer wieder bei unterschiedlichen Behörden melden, um verschiedene Formulare zu holen, oder zu beantragen.
b) Wohnort in der Peripherie
Flüchtlingsunterkünfte sind nicht selten in der Peripherie der Gemeinden und Städte untergebracht. Diese sind zum Teil sehr schlecht an den ÖPNV angeschlossen, so dass die Schülerinnen und Schüler oft einen langen Schulweg zu Fuß zurücklegen müssen, um in der Schule anzukommen.
c) Berufliche Tätigkeit
Sobald die jungen Menschen die Erlaubnis haben, Arbeiten zu dürfen, gehen sie dieser Möglichkeit nach, um eigenes Geld zu verdienen. Dies führt dazu, dass Jugendliche bis zu 30 Stunden in der Woche arbeiten, z.T. auch Nachtschicht. Übermüdet oder direkt von der Arbeit kommen die Schülerinnen und Schüler dann in den Unterricht.
d) Traumata
Welche Situationen die jungen Menschen erlebt haben, können wir nur erahnen: Unterdrückung im Heimatland, Gefängnisaufenthalte, Fluchterlebnisse über das Mittelmeer und Festland, Kriegssituationen. Die Liste ist fortzuführen und belastet die Jugendlichen. Anders als in Klassen mit Kindern, in denen diese öfter von ihren Erlebnissen erzählen und sie es somit „von der Seele reden“, ist es bei den jungen Erwachsenen. Hier machen es die Schülerinnen und Schüler oft mit sich selbst aus und bleiben zuhause.